Mittelstand in Südwestfalen: Krieg in Ukraine lässt Stimmung einbrechen

Lüdenscheid/Siegen, 26. Juli 2022

Schon vor Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar dieses Jahres hat sich die deutsche Wirtschaft schwergetan. Im vierten Quartal 2021 ist sie sogar geschrumpft und im ersten Quartal 2022 auch nur etwas gewachsen. Das geht aus dem Mittelstandsbericht von DZ BANK und Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) hervor, für den rund 1.000 Inhaber, Geschäftsführer und leitende Angestellte mittelständischer Unternehmen befragt wurden. Diese Einschätzung teilt auch Uwe Kleppel, Generalbevollmächtigter, Bereichsleiter Firmenkunden- und Baufinanzierungsgeschäft der Volksbank in Südwestfalen eG.

„Auch wenn die meisten Corona-Schutzmaßnahmen aufgehoben sind und weniger als die Hälfte der Mittelständler Corona als Problem erachten, kann nicht sorgenfrei in die Zukunft geblickt werden. Schuld daran ist der Krieg in der Ukraine, der auch im südwestfälischen Mittelstand deutliche Auswirkungen zeigt“, sagt Uwe Kleppel, Generalbevollmächtigter, Bereichsleiter Firmenkunden- und Baufinanzierungsgeschäft der Volksbank in Südwestfalen. Zumindest direkte Geschäftsbeziehungen zu Russland unterhalten nur sehr wenige Betriebe. Größere Sorge bereiten jedoch vor allem die indirekten Auswirkungen des Kriegs. „Die teilweise in ungeahnte Dimensionen gestiegenen Preise für Rohstoffe und Vorprodukte sowie die weiter anhaltenden Lieferengpässe bereiten den Unternehmen immer größere Sorgen“, so Kleppel. Zusätzlich könne man kaum abschätzen, wohin sich die Preise zukünftig entwickeln werden. Die Folge sind steigende Absatzpreise und eine Absatzpreiserwartung auf einem neuen Allzeithoch. Gleichzeitig verschlechtern sich die Geschäftserwartungen, die nur während der Finanzkrise schwächer ausfielen. Besonders deutlich fiel der Rückgang in dem gerade für Südwestfalen bedeutenden Metall-, Maschinen- und Automobilbau aus. „In Südwestfalen leiden die hiesigen Unternehmen seit Dezember letzten Jahres ganz besonders unter der Sperrung der Talbrücke Rahmede. Die Folge sind Umleitungen und kilometerlange Staus, die einen erheblichen Wettbewerbsnachteil bedeuten“, sagt Kleppel.

Aber nicht nur die Geschäftserwartungen haben sich eingetrübt. Auch die aktuelle Geschäftslage wird von den Mittelständlern im ersten Halbjahr 2022 schwächer eingeschätzt als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahrs. Sowohl die mittelständischen Bauunternehmen als auch die Mittelständler im Ernährungsgewerbe leiden derzeit besonders stark unter den stark gestiegenen Kosten für Öl, Gas, Treibstoff und Agrarrohstoffe. „Die hohe Kostensteigerungen in allen Bereichen führen dazu, dass die Absatzpreiserwartungen auf ein Allzeithoch klettern“, so Uwe Kleppel. Mehr als 69 Prozent der Mittelständler in Deutschland wollen ihre Preise in den nächsten sechs Monaten erhöhen, weniger als zwei Prozent wollen sie senken. Vor einem halben Jahr waren es noch bei der Preissteigerung 58 Prozent und vier Prozent wollten die Preise senken – auch dies war schon ein neuer Höchststand. Am geringsten fallen die Absatzpreiserwartungen im Frühjahr bei den mittelständischen Dienstleistern aus. Aber selbst hier planen 53 Prozent der für den Bericht befragten Mittelständlern Preissteigerungen für die nächsten sechs Monate und nur drei Prozent Preissenkungen.

„Der Krieg in der Ukraine schlägt sich auch auf die Investitionsneigung im Mittelstand aus. Wegen der damit verbundenen hohen Unsicherheiten ist sie daher auch erneut zurückgegangen“, sagt Uwe Kleppel.

Während im Herbst noch 76 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen in den folgenden sechs Monaten in ihr Unternehmen investieren, sind es aktuell nur noch 73 Prozent – das ist sogar leicht hinter dem langjährigen Mittelwert von 73,4 Prozent. Von den Befragten, die im nächsten halben Jahr in ihr Unternehmen investieren wollen, planen nur noch 27 Prozent mit einem höheren Investitionsvolumen. Die Investitionsbereitschaft sank dabei vor allem bei kleinen Mittelständlern mit einem Jahresumsatz bis fünf Millionen Euro.

In 2021 hat der Bedarf der Unternehmen an Corona-Sonderkrediten immer weiter abgenommen. Die stark gestiegenen Preise für Energie, Rohstoffe und Vor- und Endprodukte haben aber den Druck auf die Unternehmen zuletzt wieder deutlich erhöht. Der Finanzierungsbedarf im Mittelstand ist dementsprechend im vergangenen Jahr wieder gestiegen. Aktuell gaben für den Bericht rund 19 Prozent der Mittelständler an, dass sie Finanzierungsbedarf haben. Vor einem halben Jahr waren es lediglich 15 Prozent. Während hier noch lediglich acht Prozent der Befragten im Baugewerbe Finanzierungsbedarf hatten, sind es aktuell bereits 21 Prozent. Mitverantwortlich für diese Entwicklung sind nicht zuletzt die stark gestiegenen Kosten, schwer verfügbare Rohstoffe sowie der anhaltende Fachkräftemangel. Kleppel: „Der Fachkräftemangel ist es auch, der dem Mittelstand immer noch große Sorgen bereitet.“ Einen großen Bedeutungszuwachs erleben die – nicht zuletzt wegen des Ukraine-Kriegs – stark gestiegenen Energie-, Rohstoff- und Materialkosten. Angesichts dessen sorgen sich immer weniger Mittelständler über die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Lediglich nur noch 45 Prozent der Befragten sehen hier ein Problemfeld – vor einem Jahr waren es noch 62 Prozent.

Pressekontakt

Benjamin Sekavcnik - Volksbank in Südwestfalen eG
Patricia Langer - Volksbank in Südwestfalen eG