Gründerjahre
Alles begann in der Rubensstadt am 4. Dezember 1896, als sich 83 Handwerker und Händler trafen und den Vorschussverein zu Siegen gründeten. Die Gründungsmitglieder wählten die Kaufleute Hermann Grimm und Julius Quack sowie den Zimmermeister Ernst Vogel in den ersten Vorstand. Aber warum der Name Vorschussverein? Benannt wurde er nach seinem damaligen hauptsächlichen Zweck: Den Mitgliedern sollten kurzfristige Betriebsmittelkredite gewährt werden – zu der Zeit eine echte Revolution. „Die Siegener Händler und Handwerker gründeten das Vorgängerinstitut der heutigen Volksbank in Südwestfalen zunächst zur reinen Selbsthilfe“, erklärt Vorstand Jens Brinkmann. Denn vor der Gründung der Genossenschaften musste der Mittelstand, also eben auch die oben genannten 83 Gründer, für ein Darlehen bis zu 40 Prozent Zinsen zahlen. Mit den Genossenschaften waren es dann noch fünf Prozent. Brinkmann: „Das zeigt die immense Bedeutung der Genossenschaftsidee nach dem Prinzip ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘.“ Zunächst diente das Haus des Vorstandsmitglieds Hermann Grimm in der Kornmarkt 32 als Geschäftslokal. „Den historischen Protokollen ist zu entnehmen, dass wir schon immer fortschrittlich unterwegs waren. So hat die Bank im Juni 1899 den ersten Telefonanschluss erhalten und im Oktober 1901 wurde das Geschäftslokal mit elektrischem Licht ausgestattet“, so Brinkmann. Im Jahr 1909 bezog man an der Sandstraße in Siegen schließlich das erste eigene Bankgebäude.
Entwicklung im 20. Jahrhundert
Auch das Geschäftsgebiet wuchs stetig. Erstreckte es sich bei der Gründung nur auf die näheren Bezirke Siegen, Weidenau und Eiserfeld, folgten bald schon Nachbarbezirke. Entsprechend schnell wuchs auch die Mitgliederzahl. So hatte sich ihre Zahl um die Jahrhundertwende bereits vervierfacht und ist mit Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 auf über 1.000 gestiegen. Ebenfalls 1914 wurde bei einer außerordentlichen Generalversammlung der bisherige Name Vorschussverein zu Siegen aufgegeben und der neue Name Vereinsbank eGmbH angenommen. Es folgten die Jahre der Inflation und damit die Zeit größter Geldentwertung. 1923 wurde mit einer Währungsreform die Rückkehr zu einer stabilen Währung angestrebt. Doch mit der Abwertung der Mark wurde fast das gesamte Vermögen der Bank vernichtet. Von 184 Millionen Mark Bilanzsumme im Jahr 1922 sind nur etwas mehr als 300.000 Rentenmark verblieben. Inmitten des 2. Weltkriegs (1942) kam durch eine weitere Umbenennung erstmals der Name Volksbank auf – genauer gesagt Volksbank eGmbH Siegen. Ziel des Deutschen Genossenschaftsverbandes – übrigens der älteste Regionalverband der genossenschaftlichen Organisation – war es, dass alle genossenschaftlichen Kreditinstitute unter einer einheitlichen Bezeichnung als Volksbank firmieren sollten. Die Währungsreform am 20. Juni 1948 legte die Grundlage für eine neue Aufwärtsentwicklung in den so genannten Wirtschaftswunderjahren. Die Jahre bis 1950 waren für die Volksbank vor allem vom Wiederaufbau des Bankgebäudes geprägt, das beim Bombenangriff auf Siegen am 16. Dezember 1944 zerstört worden war. Im Jahr 1974 wurde schließlich das Gebäude der heutigen Hauptstelle an der Berliner Straße eröffnet.
Herzensangelegenheit: Engagement für die Region
Die Volksbank entwickelte sich aber auch jenseits ihres Kerngeschäfts mit ihrem sozialen Engagement immer mehr zu einem wichtigen gesellschaftlichen Akteur im Kernraum des Siegerlandes. So unterstützt die Genossenschaftsbank seit vielen Jahren Vereine, Einrichtungen, Organisationen und Veranstaltungen mit Spenden und Sponsorings – zum Beispiel beim Siegerländer Firmenlauf oder dem Bürgerverein Hilchenbach. Zur Förderung der Schwarmfinanzierung und des genossenschaftlichen Gedankens – „viele schaffen mehr“ – hat sie eine eigene Crowdfunding-Plattform für die Region entwickelt.
Bestätigung und Ansporn
„Wir bedanken uns ganz herzlich bei unseren Mitgliedern und Kunden für ihr Vertrauen. Ohne sie gäbe es uns nicht seit 125 Jahren. Dieses Jubiläum ist eine schöne Bestätigung für das Geleistete. Es ist aber auch ein Ansporn für die Zukunft. Wir werden das Notwendige leisten, um auch weiterhin ein verlässlicher, innovativer und anerkannter Finanz-Partner für die Menschen und die Wirtschaft unserer Region sein“, betont Jens Brinkmann. „Gerne hätten wir dieses besondere Jubiläum im großen Rahmen begangen – aufgrund der sich weiter zuspitzenden Coronalage ist dies aber leider nicht möglich.“